Unterwegs im Minicamper: Unser VW Caddy Maxi
Anfang 2020 war es so weit. Die Entscheidung, den Opel Corsa zu verkaufen und einen Caddy Maxi anzuschaffen, war gefallen. Nachdem mobile.de quasi zur Startseite geworden war und wir die aktuellen Angebote stets im Auge hatten, fanden wir unseren zukünftigen Minicamper bei einem Händler in Warendorf. Das ist nicht gerade in unserer Nähe, aber das Angebot war es uns wert. Doch der Reihe nach. 🙂
Was soll’s denn eigentlich sein?
Diese Frage stellte sich natürlich, als wir merkten, dass sich unsere Aktivitäten immer mehr in den Bereich „Outdoor“ verlagerten. Da wir nicht bereit waren bzw. sind, ein drittes Fahrzeug zu unterhalten, musste der Neue ein campingtaugliches Auto sein, das aber auch im Alltagsgebrauch nicht zu groß und sperrig ist.
Ein VW-Bus wäre im Grunde ideal gewesen, sprengte aber im vertretbaren Alter und Zustand unseren finanziellen Rahmen. Weitere Möglichkeiten wären Opel Vivaro, Nissan NV200 oder Renault Trafic gewesen, aber nachdem ich zufällig einen VW Caddy Maxi III auf einem Parkplatz stehen sah, verlagerte sich der Fokus auf die Suche nach diesem Fahrzeug. Ich sah den Vorteil, dass der Siebensitzer genug Platz bieten würde, um eine eigene Lösung fürs Übernachten, Kochen und sogar Spülen im Auto zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen.
Da ist er endlich
Im Januar 2020 fanden wir ihn und schlugen zu. Zustand, Preis, Farbe (weiß! Darin wird es zwar auch warm, aber nicht so schnell wie bei schwarzem Lack) – alles wunderbar! Nach einer Probefahrt dauerte es keine halbe Stunde, bis der Kaufvertrag unterschrieben war. Caddy Minicamper, here we go! 🙂
Der Ausbau
Wie eingangs beschrieben sollte der Caddy Maxi eine Mischung aus Alltags- und Ausflugsauto sein. Beide Rückbänke zu entfernen kam also nicht infrage, da wir in jedem Fall auch zu dritt oder viert damit unterwegs sein wollten. Ich entschied mich also nach einigen Überlegungen dazu, die erste Rückbank (also drei Sitze) rauszunehmen. Diese Rückbank ist mit wenigen Handgriffen entfernt und könnte auch jederzeit wieder eingesetzt werden, wenn man mal zu siebt fahren möchte.
Dort, wo vorher die Rückbank war, war nun Platz für eine Bodenplatte mit Regal-Aufbau. Nachdem ich den verfügbaren Platz ausgemessen hatte, ging es in den Baumarkt, wo ich mir die benötigten Bretter zuschneiden ließ. Meine Konstruktion sollte eine klappbare Liegefläche beinhalten, die direkt vor der hinteren Rückbank endet. So kann man eine Faltmatratze darauf platzieren und erhält eine für zwei Erwachsene vollkommen ausreichende Liegefläche.
Ich bin kein Handwerker und bestimmt hätte ein Möbelbau-Profi einen anderen Weg gewählt, aber als dann alles so funktionierte, wie ich es geplant hatte, war ich mit meinem Ergebnis mehr als zufrieden. 😉
Die Liegefläche wird von unten mit zwei stabilen Klappkisten gestützt, die genau die richtige Höhe (nämlich 27 cm) haben, im Alltagsbetrieb als Einkaufskisten dienen und unter der Rückbank nebst kleinem Campingtisch verstaut sind. Außerdem habe ich einen Möbelfuß auf die passende Höhe gekürzt, der per Magnet befestigt wird und mittig zusätzlich stützt. Der Platz unter der Liegefläche ist seitlich (siehe Foto) weiterhin erreichbar und dient als Stauraum für Rucksäcke und Schuhe. Selbst bei geschlossenen Schiebetüren reicht übrigens der Platz von oben zum Hineingreifen oder z. B. zum Abstellen einer Flasche.
Das Fußende der Liegefläche liegt hinter Fahrer- und Beifahrersitz und ist von unten nicht extra gestützt, sondern hält durch das Andrücken an die Sitze (Die Klappmatratze passt exakt zwischen vorgeklappte Fahrer-/Beifahrersitze und Ende der Sitzfläche der hinteren Rückbank). Hier lastet kein großes Gewicht drauf, also habe ich auf eine weitere Stütze verzichtet, was in der Praxis wunderbar funktioniert.
Gardinen als Sichtschutz
Die Gardinen bestellte ich online bei Baimex. Herr Babayigit fertigt Komplettsets für verschiedene Modelle, darunter u. a. der Caddy Maxi. Die Montage erfolgte problemlos, nachdem ich mich erst überwunden hatte, tatsächlich die irreversiblen Bohrlöcher in die Verkleidung zu machen. 🙂
Ich entschied mich für die Variante mit den Gardinen hinter den vorderen Sitzen. Diese werden von der Klappmatratze glatt gezogen und das gesamte Set passte wirklich wunderbar.
Ein Tischchen fehlte
Was wir gerade in Corona-Zeiten noch vermissten, war ein kleines Tischchen, so dass man die mit Mundschutz bestellten und mitgenommenen Speisen bequem und gemütlich in den eigenen vier rollenden Wänden zu sich nehmen konnte. Da die Konstruktion mit der Bodenplatte sowieso schon vorhanden war, entschied ich mich dazu, einfach eine Holzplatte mit einem Rohr aufsteckbar zu machen, das oben und unten in Rosetten steckt. Diese Lösung konnte ich als Komplettset bestellen (ich glaube, es war bei Fritz Berger) und musste dann das Rohr nur noch auf die gewünschte Länge kürzen lassen. Das Ganze sieht montiert dann so aus:
Die Ablage über Fahrer und Beifahrer habe ich übrigens (wie das Bild mit dem Laptop auf dem Tisch zeigt) mit einem flexiblen Netz, das im Fach und an der Gardinenstange mit Kabelbinder befestigt ist, etwas verlängert. Dieser zusätzliche Platz ist Gold wert, um Decken und ein paar Klamotten zu verstauen!
Spüle und Toilette
Was nun noch fehlte, waren eine Spüle mit fließendem Wasser und im Idealfall sogar eine Toilette. Im Corsa hatte ich auf eine Lösung aus Kanister mit integriertem Hahn und Waschbecken aus einer alten Auflaufform (kein Witz) gesetzt, was mir nun aber etwas zu improvisiert erschien. 😉
Im Kofferraum war der nötige Platz vorhanden, also bestellte ich ein Komplettset aus zwei Kanistern, einem 12V-Wasserhahn, dem Spülbecken sowie den passenden Schläuchen. Um dieses verbauen zu können, brauchte ich noch eine Holzkonstruktion, die genau die passende Größe hat, um die Kanister darunter verschwinden zu lassen und nicht viel breiter als die Spüle werden zu müssen. Ich nahm also Maß und wieder einmal freute sich der Baumarkt über meinen Besuch.
Für die Toilette (Porta Potti Qube 335) war im Kofferraum noch Platz neben der Spüle. Es ist zwar eng, aber es reicht, um sich von der Liegefläche aus die Zähne zu putzen und – wenn man dann doch mal muss – blickgeschützt die Toilette zu benutzen.
Die auf dem Foto noch sichtbare Holzverkleidung für die Toilette erwies sich in der Praxis übrigens dann doch als eher unpraktikabel und wir ersetzten sie durch eine Porta Potti Tasche. Das sieht nun zwar nicht mehr ganz so homogen aus, aber die Praxis war uns wichtiger.
Und hier noch ein kurzes Update zur Spüle: Um schnell sehen zu können, wie die Füllstände der Wasserkanister sind, habe ich einen Ausschnitt gemacht, der durch einen ausziehbaren Mülleimer verdeckt wird:
Stromversorgung: 5V / 12V / 230V
Der Strom zum Laden unserer Smartphones kommt aus einer großen Powerbank mit mehreren USB-Anschlüssen, einem 12V-Anschluss (Zigarettenanzünder) sowie zwei zuschaltbaren Wechselstrom-Steckdosen mit 230V. Hier kann man z. B. wunderbar ein Laptop-Netzteil anschließen. Das Ganze nennt sich „XTPower XT-400Wh Hochleistungsakku“ und war bzw. ist genau das, was wir gesucht haben. Da ein Wechselrichter die Starterbatterie leer ziehen könnte, war diese unabhängige Lösung das Richtige. Nette Bonus-Features: Der Block kann auch als Starthilfe verwendet werden, ein passendes Kabel zum Anklemmen an eine leere Autobatterie liegt bei. Außerdem könnte man ein Solar-Panel zum Laden via Sonnenenergie anschließen. In unserem Falle laden wir das Gerät aber einfach an einer normalen Steckdose, da wir (noch?) nicht vorhaben, tagelang autark zu stehen.
Belüftung
Damit wir nachts genug Frischluft bekommen, habe ich an Fahrer- und Beifahrerfenster Windabweiser mit ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) montiert. Diese sind nicht eintragungspflichtig und funktionieren wunderbar, um einen kleinen Spalt zu erzeugen, in den es aber nicht hinein regnet. Außerdem wird der Kofferraum durch einen Heckklappenaufsteller einen Spalt weit aufgehalten, während das Auto sich trotzdem abschließen und der Kofferraum sich somit nicht öffnen lässt.
Für etwas mehr Platz: Die Thule Dachbox
Für längere Ausflüge haben wir uns eine THULE Pacific 200 M Dachbox zugelegt, die mit MODULA Dachträgern wunderbar auf das Dach des Caddy gebracht wird. So hat man bei längeren Fahrten noch etwas mehr Stauraum fürs Gepäck. Mit der Dachbox sind wir bislang der zufrieden – größer müsste sie für unsere Zwecke gar nicht sein.
Und dann noch der ganze Kleinkram
…und das ist irgendwie inzwischen eine ganze Menge geworden. 😉 Von A wie Abflusstöpsel bis Z wie Zuckerdöschen ist vieles dabei, das im Laufe der Zeit als „das fehlt noch“ auffiel. Dazu zählen zum Beispiel folgende Dinge:
Gemütliche Lichterkette, Topfreiniger, flexibel spannbare Wäscheleine, Spanngurte, Tesafilm, Taschenlampe, Kabelbinder, Mückenlampe, Ventilator, Wärmflasche, Heizdecke, Haushaltsgummis, Dosenöffner, Temperaturanzeige und so weiter, und so fort.
Und ganz sicher haben wir noch immer nicht an alles gedacht. 😉
Falls ihr Fragen oder Anmerkungen habt, lasst gerne einen Kommentar da – wir freuen uns auch über Tipps und Anregungen.
Hallo Frank!
Die Idee, für das Bett die mittleren drei Sitze herauszunehmen finde ich super, so ist der Innenraum ohne Bett sehr gemütlich geworden!
Wie groß ist euer Bett in dieser Variante und könnte man es durch umgeklappte hintere Sitze noch vergrößern? Wir bräuchten eine Länge von 2 Metern.
Viele Grüße!
Hallo Johanna, wenn ich mich richtig erinnere dürfte die Matratze 1,90 m lang sein. 2 Meter wirst Du wohl nur hinkriegen, wenn die hintere Sitzbank fehlt – aber dann ist das Klappkonzept schon wieder hinfällig. Es ist eben trotz der Maxi-Variante ein recht enger Camper. 🙂 Wir haben uns inzwischen auch für ein Dachzelt entschieden, hier hat man dann deutlich mehr Platz.
Alles Gute!
Frank
Hallo, der Ausbau ist sehr interessant. Die Idee muss ich mir mal klauen. 😁
Zur Perfektion würde noch der drehbare Beifahrersitz fehlen, Den wird es bestimmt nicht geben. Oder?!?
Danke für die Impressionen
Gruß Andreas
Hallo Andreas, ich meine, ich hätte seinerzeit tatsächlich einen drehbaren Beifahrersitz gefunden, mich dann aber aufgrund der immensen Kosten dagegen entschieden. Viel Spaß beim Ausbau! 🙂 Grüße, Frank